Kinshasa (Fides) - Kinder sind die stummen Opfer jedes Krieges, in Gaza, in der Ukraine, im Sudan, im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Der nachfolgende Bericht kommt aus Bukavu, der Hauptstadt der kongolesischen Provinz Südkivu, die seit Mitte Februar in den Händen der Rebellenbewegung M23 ist (vgl. Fides 17/2/2025). Obwohl die Rebellenbewegung die Einrichtung einer Verwaltung für die von ihr eroberten Gebiete angekündigt hat, ist die Lage in Süd- und Nordkivu nach wie vor prekär, vor allem für die schwächsten Bevölkerungsgruppen, angefangen bei Frauen, Kindern und älteren Menschen.
Wir veröffentlichen den Bericht im Wortlaut, wobei wir aus Sicherheitsgründen den Namen der Quelle nicht nennen.
„Schwester Charline empfängt mich im Pavillon des Allgemeinen Krankenhauses von Bukavu, wo sie zusammen mit Schwester Marie-Jeanne die Aufnahme und Pflege von unterernährten Kindern koordiniert: ‚Vor dem Krieg waren es durchschnittlich vierzig, jetzt sind es vierundachtzig, sogar drei pro Bett‘, erzählt sie mir und lädt mich ein, durch die großen Räume zu gehen. In einem zieht eine Mutter ihre achtjährige Tochter an: Sie wird gleich nach Hause gehen. Sie ist sehr dünn, aber sie hat das kritische Stadium überwunden. Das Kind grüßt mit einem Lächeln. Auf der Intensivstation liegen die Schwerstverletzten, darunter auch das jüngste Kind, das von einer Mutter, die aus einem Kampfgebiet kommt, im Krankenhaus zurückgelassen und von einer Krankenschwester liebevoll betreut wird.
Der Krieg hat es unmöglich gemacht, etwas anzubauen, zu ernten, sich zu fortzubewegen und ein wenig Handel zu treiben, was zusammen mit Diebstahl und Plünderung zu Hunger geführt hat. ‚Wenn wir genügend geeignete Nahrungsmittel haben, können sie sich innerhalb von zwei Wochen erholen, ansonsten dauert es bis zu zwei Monaten, oder sie sterben. Wir versuchen, die Kinder so schnell wie möglich nach Hause zu schicken, um Platz für andere zu schaffen, aber manchmal sagen die Mütter, dass sie wieder nichts zu essen haben werden. Ich gebe ihnen ein wenig Mehl, mehr kann ich nicht tun‘, fügt Schwester Charline verzweifelt hinzu.
Ich gehe weiter und besuche Natalina. In ihrem Zentrum „Ek'Abana“ nimmt sie Mädchen und Kinder auf, die der Hexerei beschuldigt werden, aber auch, seit Beginn des Krieges, Kinder, die ihr vom Roten Kreuz anvertraut werden, während sie nach ihren Familien suchen. Insgesamt sind es etwa fünfundzwanzig. ‚Die Fälle von Kindern, die der Hexerei beschuldigt werden, nehmen zu‘, sagt Natalina. Drei sind diese Woche angekommen. Die Eltern sind tot oder abwesend, die Mädchen leben bei den Großeltern oder anderen Verwandten. Die Psychologin erklärt: Der Stress dieser Zeit, die Abfolge von Krankheiten, Todesfällen, Verlust der Arbeit und anderen Problemen führt dazu, dass die Menschen in den so genannten „Gebetsräumen“ nach Antworten suchen, wo unverantwortliche Pastoren die Schwächsten als Ursache des Übels hinstellen. Oft wird ein Mädchen beschuldigt und an dann ausgegrenzt. Manchmal sind es die Basisgemeinden, die sie ins Zentrum begleiten, um sie zu retten.
Und was soll ich zum Stress der Kinder sagen, die bei jedem Geräusch zusammenzucken? Über die Fehlgeburten, die durch den Knall von Schüssen ausgelöst werden? Über die Gewalt, die die Kinder von den Besetzern, den Banditen und der Bevölkerung selbst erfahren, wenn sie sich aus Verzweiflung gegen den vermeintlichen Dieb wenden und ihn sogar töten? Über den Schulabbruch, nachdem sie mit der Familie geflüchtet sind, über die Demütigung, aus der Schule geworfen zu werden, weil die Eltern das vierteljährliche Schulgeld nicht mehr bezahlen können? Über die tägliche Lebensmittelknappheit?
Auf dem Rückweg fragte mich ein Kind, ob es ein Omelette kaufen könne, das auf der Straße billig verkauft wird. ‚Bei wem wohnst du?‘ ‚Bei der Oma.‘ Da ich die Krise sehe, überwinde ich meine Zurückhaltung: „Nimm zwei, eines für die Oma“. „Dann kaufe ich etwas Mehl“, antwortet das Kind. Und dazu kommen die Kinder, die direkt durch Bomben und Gewalt getötet wurden. Sie sind die stummen Opfer, hier wie in Gaza, die den Preis für etwas zahlen, was wir verschuldet haben“.
(Fides 2/6/2025)