Papst Leo XIV. an die Ostkirchen-Vertreter: „Ihr seid wertvoll. Bleibt weiterhin herausragend in eurem Glauben, eurer Hoffnung und Liebe zu leuchten, und durch nichts anderes“

Mittwoch, 14 Mai 2025   ostkirchen   frieden   krieg   liturgie  

VaticanMedia

Vatikanstadt (Fides) - „Ihr seid wertvoll“. „Die Kirche braucht euch“. „Bleibt weiterhin herausragend in eurem Glauben, eurer Hoffnung und Liebe zu leuchten, und durch nichts anderes“, so Papst Leo XIV. bei der Audienz für die Vertreter der katholischen Ostkirchen in der Aula Paul VI.. Neben zahlreichen Gläubigen der katholischen Ostkirchen, waren auch deren Patriarchen und Bischöfe nach Rom gekommen sind, um an den ihnen gewidmeten Feiern des Heiligen Jahres der Hoffnung teilzunehmen. In seiner Ansprache, die für die gesamte Weltkirche von Bedeutung ist erinnere der Papst an den großen „Beitrag, den uns der christliche Osten heute bieten kann“. Worte, die an das Leid erinnern, das die Christen des Ostens in so vielen Kriegsszenarien erlitten haben, und die sich in einen neuen, leidenschaftlichen Friedensappell des neuen Bischofs von Rom verwandeln, der bekräftigte „ich für meinen Teil werde alles dafür tun, damit sich der Frieden ausbreitet“, und dass „der Heilige Stuhl ist stets gewillt, dazu beizutragen, dass sich Feinde an einen Tischs setzen, einander gegenüberstehen und miteinander sprechen, , damit alle Völker wieder Hoffnung schöpfen und die Würde zurückerlangen: die Würde, die ihnen zusteht, die Würde des Friedens“.

Die Bedeutung von Leo XIII.

„Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden“, so Papst Leo zu Beginn seiner Ansprachen am heutigen 14. Mai, in der er, dass „die Christen des Ostens in der Osterzeit das Herzstück unseres Glaubens und der Hoffnung bekennen“, und dass „die Hoffnung unerschütterlich in der Auferstehung Jesu Christi verankert ist“.
Papst Leo zitierte seinen Vorgänger Papst Franziskus, um zu wiederholen, dass die Ostkirchen mit ihrem spirituellen Erbe „uns so viel zu sagen haben über das christliche Leben, die Synodalität, über Liturgie“; er zitiert in diesem Zusammenhang auch Johannes Paul II., für den den Ostkirchen „eine einzigartige und privilegierte Rolle als ursprünglichem Rahmen der entstehenden Kirche“ zufällt, während einige ihrer Liturgien „auch weiter die Sprache Jesu, des Herrn, verwenden“.
Der Papst streut in seiner Rede auch Zitate von Kirchenvätern der Ostkirchen ein, von Ephrem dem Syrer bis zu Isaak von Ninive; er erwähnt auch Papst Leo XIII., der ihn bei der Wahl seines Namens als Nachfolger Petri inspiriert hat.
Papst Leo XIII. „widmete der Würde eurer Kirchen zunächst ein eigenes Dokument, inspiriert vor vor allem durch die Tatsache, dass ‚das Werk der Erlösung der Menschheit im Osten begonnen hat‘“, und vor allem „hat er eindringlich dazu aufgerufen, dass die ‚legitime Vielfalt der östlichen Liturgie und Disziplin dem Wohl der Kirche zu Ehre gereichen sollen“. „Sein Wunsch“, so räumt Papst Leo heute ein, “ist nach wie vor aktuell, denn auch in unserer Zeit in unseren Tagen sind so viele Brüder und Schwestern aus dem Osten, darunter auch einige von euch, durch Krieg und Verfolgung, Instabilität und Armut gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, und riskieren, wenn sie im Westen ankommen, nicht nur ihre Heimat zu verlieren, sondern auch ihre religiöse Identität. Und so geht mit dem Verstreichen Generationen das unschätzbare Erbe der Ostkirchen verloren“.
Papst Leo XIII. traf seinerzeit konkrete Vorkehrungen, um die Bewahrung der Riten der katholischen Ostkirchen zu fördern, und verbot den Missionaren des lateinischen Ritus, „Katholiken des östlichen Ritus zum lateinischen Ritus hinzuziehen“. Mit der gleichen Konkretheit betonte Papst Leo XIV. heute, dass es „neben der Errichtung von ostkirchlichen Jurisdiktionsgebieten, wo es möglich und opportun ist, auch das Bewusstsein der lateinischen Christen geschärft werden muss“, und bat „das Dikasterium für die orientalischen Kirchen, dem ich für seine Arbeit danke, mir dabei zu helfen, Grundsätze, Normen und Leitlinien zu definieren, anhand derer lateinische Bischöfe und Katholiken ostkirchlicher Traditionen in der Diaspora konkret in ihren Bemühungen unterstützen können, ihre lebendigen Traditionen zu bewahren und die Gemeinschaften in denen sie leben, auf diese Weise durch ihr besonderes Zeugnis zu zu bereichern“.

Der Sinn für das Geheimnis

„Wie groß ist unser Bedürfnis“, räumte Papst Leo ein, „danach, den Sinn für das Geheimnis wiederzugewinnen, der in euren Liturgien lebendig geblieben ist: Liturgien, die den Menschen in seiner Ganzheit einbeziehen, die Schönheit des Heils besingen und das Staunen darüber hervorrufen, wie die Größe Gottes die menschliche Kleinheit umarmt“. Und „wie wichtig ist es“, so der in den USA geborene Pontifex weiter, „auch im christlichen Westen den Sinn für den Primat Gottes, den Wert der Mystagogie, der ständigen Fürbitte, der Buße, des Fastens, der Klage der eigenen Sünden und der Sünden der ganzen Menschheit wiederzugewinnen, die für die östlichen Spiritualitäten so typisch Werte! Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass ihr eure Traditionen bewahrt, ohne sie aus Gründen der Praktikabilität oder Bequemlichkeit zu verwässern, damit sie nicht durch die Mentalität des Konsumismus und des Utilaturismus verfälscht werden“.
„Eure spirituellen Traditionen“, erinnerte Papst Leo in einer der eindringlichsten Passagen seiner Überlegungen, “sind heilsam. In ihnen verbindet sich das Drama des menschlichen Elends mit dem Staunen über Barmherzigkeit Gottes, so dass unsere Sündhaftigkeit nicht zur Verzweiflung führt, sondern uns offen dafür macht, die Gnade anzunehmen, zu Geschöpfen zu werden, die geheilt, vergöttlicht und in den Himmel erhoben werden.“

Der Friede Christi und manichäische "Vorstellungen"

Die Christen des Ostens, räumte Papst Leo ein, ‚singen oft ein Lied der Hoffnung – sogar inmitten des Abgrunds der Gewalt‘ und inmitten der Grauen des Krieges. „Vom Heiligen Land bis zur Ukraine, vom Libanon bis nach Syrien, vom Nahen Osten bis nach Tigray und in den Kaukasus - wie viel Gewalt! Aus all diesem Schrecken“, so der Papst weiter, "dem Hingemetzel so vieler junger Leben, das Empörung hervorrufen sollte, weil hier im Namen militärischer Eroberungen Menschenleben geopfert werden, erhebt sich ein Ruf: nicht so sehr der des Papstes, sondern der Ruf Christi selbst! Und dieser Ruf lautet ‘Friede sei mit euch!“
Mit Blick auf die Bedrängnisse der Christen im Osten wiederholte der Nachfolger Petri Worte. „Der Friede Christi“, so der Bischof von Rom, „ist nicht die Grabesstille, die nach einem Konflikt herrscht, er ist nicht die Fraucht der Unterdrückung, sondern er ist ein Geschenk, das für alle bestimmt ist, ein Geschenk das neues Leben bringt“. Nachdem er sein Engagement und das des Heiligen Stuhls für den Frieden bekräftigt hatte, wandte sich Papst Leo XIV. an die „Führer der Völker: Lasst uns zusammenkommen“, sagte er, „lasst uns miteinander sprechen, lasst uns verhandeln! Der Krieg sind nie unvermeidlich, die Waffen können und müssen zum Schweigen gebracht werden, denn sie lösen keine Probleme, sondern verschärfen sie nur; weil derjenige, der Frieden sät, und nicht derjenige, der Opfer erntet, in die Geschichte eingehen wird; Geschichte schreiben die Friedensstifter, nicht die die Leid säen. Unsere Nachbarn sind nicht zuerst unsere Feinde, sondern unsere Mitmenschen… sie sind Menschen, mit denen man sprechen kann. Erteilen wir manichäischen Vorstellungen eine Absage, die so typisch sind für diese Mentalität der Gewalt, die die Welt in Gut und Böse teilt‘, und fügte hinzu, dass “die Kirche nicht müde wird zu fordern: Lasst die Waffen schweigen. Und ich möchte Gott für diejenigen danken, die in der Stille, im Gebet und in Selbstaufopferung Samen des Friedens säen; und für die Christen – orthodoxe und lateinische - die, vor allem im Nahen Osten ausharren, in ihrer Heimat bleiben und der Versuchung widerstehen, sie zu verlassen“. Den Christen“, so der Bischof von Rom abschließend, “muss die Möglichkeit gegeben werden in ihrer Heimat zu bleiben, und zwar nicht nur mit Worten, sondern mit allen Rechten, die ihnen ein sicheres Leben garantieren. Ich bitte euch, setzen wir uns dafür ein!“
(GV) (Fides 14/5/2025)


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