Papst Leo: Eine geeinte und missionarische Kirche als Ferment einer versöhnten Welt

Sonntag, 18 Mai 2025   papst  

VaticanMedia

Vatikanstadt (Fides) - „Geschaffen hast du uns im Hinblick auf dich, Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir“, so Papst Leo XIV. mit Blick auf die die vielen Menschen, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten, auf die Pilger, die aus der ganzen Welt gekommen ware, um ihm bei der Messe zum Pontifikatsbeginn nahe zu sein. Er blickt auf das Volk, die Vertreter der offiziellen Delegationen, der Schwesterkirchen und der anderen Glaubensgemeinschaften und zitierte zu Beginn seiner Predigt den heiligen Augustinus.
Vor der feierlichen Eucharistiefeier, die auf dem Vorplatz der Vatikanbasilika stattfand, hatte Papst Leo zusammen mit den Patriarchen der Ostkirchen am Grab des heiligen Petrus gebetet.
Während der Eucharistiefeier fand die feierliche Übergabe der Insignien zum Beginn des Pontifikats statt. Kardinal Mario Zenari legte dem Papst das Pallium um. Kardinal Luis Antonio Tagle überreicht ihm den Fischerring.
In seiner Predigt, sprach Papst Leo über die Aufgabe, die ihn und die ganze Kirche in einer zerrissenen und verletzten Welt erwartet.

Die “intensive Zeit” der letzten Tage

Der Tod von Papst Franziskus, so der Bischof von Rom und die „intensive Zeit“ der letzten Tage, „hat unsere Herzen mit Trauer erfüllt“. Es waren „schwierige Stunden“, in denen „wir uns gefühlt haben wie die vielen Menschen, von der das Evangelium sagt, sie seien ‚wie Schafe gewesen, die keinen Hirten haben‘“. Doch gerade „am Ostersonntag haben wir seinen letzten Segen empfangen, und so haben wir diesen Moment im Licht der Auferstehung in der Gewissheit erlebt, dass der Herr sein Volk niemals verlässt, dass er es sammeln wird, wenn es zerstreut ist, und es ‚hüten wird wie ein Hirte seine Herde‘“. Im Konklave legten die Kardinäle „unterschiedlicher Herkunft“, „den Wunsch, den neuen Nachfolger Petri zu wählen, den Bischof von Rom, einen Hirten, der das reiche Erbe des christlichen Glaube bewahren und zugleich den Blick weit in die Zukunft richten kann, um den Fragen, Sorgen und Herausforderungen der heutigen Zeit zu begegnen, in Gottes Hände“.

Zuerst die Liebe Gottes erfahren

„Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt“, so Papst Leo, „und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte, der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind“. Denn „Liebe und Einheit“ sind „die beiden Dimensionen der Sendung, die Jesus Petrus anvertraut hat“.
Die Sendung, die Christus Petrus und den ersten Jüngern anvertraut hat - so Papst Leo unter Bezugnahme auf das Evangelium – „ist die vom Vater anvertraute Sendung: die Menschheit aus den Wassern des Bösen und des Todes zu 'fischen' und sie zu retten“. Und Petrus - so der Bischof von Rom, sein Nachfolger, könne diese Aufgabe nur deshalb erfüllen, „weil er in seinem eigenen Leben die unendliche und bedingungslose Liebe Gottes erfahren hat, auch in der Stunde des Versagens und der Verleugnung“. Nur „wenn du diese Liebe Gottes, die niemals versiegt, erkannt und erfahren hast, kannst sein, meine Lämmer zu hüten; nur in der Liebe Gottes, des Vaters, kannst du deine Brüder mit jenem ‚Mehr‘ lieben, das darin besteht, dein Leben für deine Brüder und Schwestern hinzugeben“.
Petrus wird also „die Aufgabe übertragen, ‚mehr zu lieben‘ und sein Leben für die Herde hinzugeben“. Zu dieser Aufgabe sind auch seine Nachfolger berufen, „denn“, so fährt Papst Leo fort, „die Kirche von Rom hat den Vorsitz in der Liebe, und ihre wahre Autorität ist die Liebe Christi“. Deshalb gehe es niemals darum, „andere durch Zwang, religiöser Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben wie Jesus es getan hat“.
„Christus selbst“, sagt Papst Leo, indem er den Apostel Petrus in der Apostelgeschichte zitiert, „ist der Stein, der von den Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist“, auf dem die Kirche gebaut ist. Und wenn „der Stein Christus ist, muss Petrus die Herde weiden, ohne je der Versuchung zu erliegen, ein einsamer Anführer oder über den anderen stehender Chef zu sein, der sich zum Beherrscher, der ihm anvertrauten Menschen macht“. „Im Gegenteil“, so der neue Bischof von Rom weiter, „er ist aufgefordert, dem Glauben der Brüder und Schwestern zu dienen, indem er mit ihnen gemeinsam auf dem Weg ist“.

Eine geeinte Kirche für eine versöhnte Welt

„Ich würde mir wünschen“ so Papst Leo an die Brüder und Schwestern gewandt, „dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird“.
In unserer Zeit - räumt Papst Leo ein – erleben wir immer noch „zu viel Zwietracht, zu vielen Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt“. Und in „diesem Teig“ möchten die Christen, „ein kleines Stück Sauerteig sein, das Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit fördert“. Wir möchten, „der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm! Nehmt sein Wort an, das erleuchtet und tröstet! Hört auf sein Angebot der Liebe, damit ihr zu seiner einen Familie werdet: In dem einen Christus sind wir eins“, ermahnt der Papst mit Bezug auf die Worte des heiligen Augustinus, die er als Bischofsmotto gewählt hat. Er weist damit auf den Weg, „der gemeinsam zu gehen ist, innerhalb der Kirche, aber auch mit den christlichen Schwesterkirchen, mit denen, die andere religiöse Wege gehen, mit denen, die die Unruhe der Suche nach Gott in sich tragen, mit allen Frauen und Männern guten Willens, um eine neue Welt aufzubauen, in der Friede herrscht“.

Eine “missionarische Kirche”, die sich von der Geschichte herausfordern lässt

Dies sei der „missionarische Geist“ - so Papst Leo weiter – „der uns beseelen muss, ohne dass wir uns in unserer kleine Gruppe zu verschließen“ oder „uns der Welt überlegen fühlen“. Denn „wir sind gerufen, allen Menschen die Liebe Gottes zu bringen“, damit „jene Einheit Wirklichkeit wird, die die Unterschiede nicht aufhebt, sondern die persönliche Geschichte jedes Einzelnen und die soziale und religiöse Kultur jedes Volkes zur Geltung bringt“.
Die missionarische Kirche, ist die „im Licht und der Kraft des Heiligen Geistes“ wachsen kann, ist „eine Kirche, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird“. „Gehen wir gemeinsam, als ein Volk, alle Brüder und Schwestern“, fordert Papst Leo zum Abschluss seiner Predigt, ‚auf Gott zu und lieben wir einander“.
Vor dem Regina-Coeli-Gebet betont Papst Leo, dass er während der Messe „die geistige Gegenwart von Papst Franziskus, der uns vom Himmel aus begleitet, stark gespürt“ habe. „Im Blick auf die Gemeinschaft der Heiligen erinnere ich daran, dass gestern in Chambéry, in Frankreich, der Priester Camille Côte de Beauregard seliggesprochen wurde, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte und ein Zeuge großer pastoraler Liebe ist.“ Der Bischof von Rom erinnerte auch die an die Brüder und Schwestern, „die aufgrund von Kriegen schwer leiden. Im Gazastreifen sind Kinder, Familien und ältere Überlebende dem Hunger ausgeliefert. In Myanmar haben neue Feindseligkeiten unschuldige junge Menschenleben gefordert. Die gepeinigte Ukraine wartet darauf, dass es endlich Verhandlungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden gibt“, so Papst Leo XIV.
(GV) (Fides 18/5/2025)


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