ASIEN/PAKISTAN - Kardinal Coutts: "Wir sind Brüder und Schwestern, weil wir Kinder der einen Mutter sind”

Dienstag, 20 Mai 2025 frieden   kriege   geschwisterlichkeit  

Paolo Affatato - Agenzia Fides

Rom (Fides) - „In einer Zeit der Spannungen können wir nur zum Gebet für den Frieden zwischen Indien und Pakistan aufrufen. Wir müssen unsere Wurzeln wiederentdecken: wir sind Brüder und Schwestern, weil wir Kinder der einen Mutter sind, wie Mahatma Gandhi zu sagen pflegte", so der pakistanische Kardinal Joseph Coutts, emeritierter Erzbischof von Karatschi, der am Konklave und an der Messe zu Beginn des Pontifikats von Papst Leo XIV. teilnahm im Gespräch mit Fides. „Heute spüren wir die Dringlichkeit, etwas für einen echten Frieden zu tun“, so der Kardinal weiter, „Wir als Bürger und als religiöse Gemeinschaften in Indien und Pakistan können und werden eine Kultur des Friedens fördern, um den Hass zu entschärfen, die Herzen zu entwaffnen und die Menschen zur Vergebung zu erziehen. Unsere politischen Führer sollten daher etwas Konkretes in Form eines Abkommens tun, denn der Kaschmir-Konflikt ist eine politische Angelegenheit, wobei die Regierungen der beiden Nationen sich weiterhin gegenseitig beschuldigen“.
Historisch gesehen, so Kardinal Coutts, gehe das Problem auf die Zeit der Unabhängigkeit vom britischen Empire zurück: „Die Muslime in Kaschmir wollten nicht Teil Indiens sein. Damals hieß es, die Bürger hätten die Wahl: Wenn sie Muslime sind, gehören sie zu Pakistan, wenn sie Hindus sind, gehören sie zu Indien. Für Kaschmir galt dies jedoch nicht, denn der hinduistische Raja des Königreichs entschied sich für Indien, obwohl dies den Wünschen der Bevölkerung und der allgemeinen Lage zuwiderlief. Daraus entstand der Konflikt“.
„Damals“, so der Kardinal, “waren wir wirklich Brüder und Schwestern, ein Volk, das gemeinsam für die Befreiung vom kolonialen Joch kämpfte. Diese Geschwisterlichkeit muss heute wiederentdeckt werden und ist der Weg, um einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Zukunft zu schaffen. Wir müssen zu den Worten Mahatma Gandhis zurückkehren, der sagte: Seit zweitausend Jahren leben wir als ein Volk zusammen, wir sind alle Kinder einer Mutter, Mutter Indien. Aber heute ist Gandhi vergessen und wird nicht einmal in den Schulen unterrichtet“, stellt er mit einer gewissen Bitterkeit fest.
„Politischer Nationalismus“, so Kardinal Coutts weiter, “hat die Situation in all den Jahren verkompliziert; Zusammenstöße und Kriege haben die Spannungen zwischen Völkern mit derselben Geschichte und Kultur angefacht. Das macht uns klar, wie sinnlos dieser Krieg ist. Damals wollte man zwei Nationen schaffen, die allen Bürgern gleiche Rechte einräumen und in Frieden leben sollten. Die führenden Köpfe des Unabhängigkeitsprozesses, Mohammad Ali Jinnah, Mohandas Gandhi und Jawaharlal Nehru, hatten die Vision von zwei Schwesternationen. Lassen Sie uns zu diesem Wunsch zurückkehren. Heute sind wir aufgerufen, als gute Nachbarn zusammenzuleben“.
Kardinal Coutts erinnert an seinen Wahlspruch für das Bischofsamt „Harmonie“: „Ich möchte es sowohl auf die Beziehungen innerhalb Pakistans beziehen, als Frucht des interreligiösen und interkulturellen Dialogs und der Pflege wohlwollender Beziehungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften, als auch auf die Beziehungen zur Außenwelt, insbesondere zu Indien: Unser Wunsch ist es, dass wir Brücken bauen, uns die Hand reichen und uns versöhnen können, um in Harmonie zu leben“, schließt er.
(PA) (Fides 20/5/2025)


Teilen: